Mit Merkbuch,
Denkschrift, Kamera:

Zwei Pioniere des Naturschutzes in Preußen

 

Foto auf dem Plakat und der Kachel auf der Startseite: Hermann Reichling im Baum. Ende 1920er Jahre. © LWL-Museum für Naturkunde

Foto auf dem Plakat und der Kachel auf der Startseite: Hermann Reichling im Baum. Ende 1920er Jahre. © LWL-Museum für Naturkunde

Umweltschutz ist die große Zukunftsaufgabe unserer Epoche. Doch wie und wann entwickelte sich eigentlich das Bewusstsein, dass Tier- und Pflanzenarten, Ökosysteme und zusammengehörige Naturräume schützenswert sind und der Erhalt der Artenvielfalt und des Lebensraums auf der Erde mitsamt eines verantwortungsbewussten Umgangs mit den natürlichen Ressourcen der menschlichen Fürsorge bedarf? Als maßgeblicher Initiator und Pionier des Naturschutzes in Preußen ist in diesem Zusammenhang an Hugo Conwentz zu erinnern. Von Danzig aus als Direktor des Westpreußischen Provinzial-Museums agierend, veröffentlicht er 1904 mit seiner „Denkschrift“ das Manifest der „Naturdenkmalpflege“ als Auftakt der staatlichen Naturschutzbewegung in Preußen. 1906 zum Kommissar der Staatlichen Stelle für Naturdenkmalpflege ernannt, richtet Conwentz die erste Behörde dieser Art im Deutschen Kaiserreich ein. Zunächst von Danzig, später von Berlin aus wirbt Conwentz als unermüdlicher Netzwerker für die Bewahrung besonders schützenswerter „Naturdenkmäler“ – und findet hierbei auch international als Impulsgeber und Vorreiter der Naturschutzbewegung Anerkennung. So kommt er 1908 anlässlich der Gründung des Westfälischen Provinzialkomitees für Naturdenkmalpflege auch nach Münster. Ab 1919 wirkt der begeisterte Naturschützer Hermann Reichling als Leiter des Provinzialmuseums für Naturkunde in Münster und verfasst in den 1920er Jahren zahlreiche Schriften zum Schutz der westfälischen Landschaft. Er führt den staatlichen Naturschutzgedanken weiter.

Conwentz Instrumentarium wissenschaftlicher Beobachtung und Vermittlung ist neben fotografischen Lichtbildern das „Forstbotanische Merkbuch“ als Labortagebuch seiner Feldstudien. Die Fotografien des Hermann Reichling fertigen ein lebendiges Zeugnis der Veränderung der westfälischen Landschaft der 1920er Jahre an – darunter auch zahlreiche Aufnahme der Ems im Münsteraner Umland, von ungetrübten Naturidyllen, Überschwemmungen und den Regulierungsmaßnahmen dieser Epoche.
Neben ihren wissenschaftlichen Studien, die essentielle Grundlagen für das Wissen über den Einfluss des Menschen auf die Naturlandschaften und das ökologische Gleichgewicht legen, richten sich Conwentz und Reichling an die breite Öffentlichkeit und wollen den Naturschutz popularisieren und im Curriculum der Schulen integrieren.
Neben den Werkzeugen ihrer Naturbetrachtung stellt die Ausstellung die wesentlichen Grundzüge der Ausrichtung des Naturverständnisses in den Werken Conwentz‘ und Reichlings vor. Beide Pioniere trugen maßgeblich dazu bei, den Naturschutz in Deutschland zu verankern. Das heutige Verständnis des Umweltschutzes stellt jedoch eine Weiterentwicklung der „Naturdenkmalpflege“ vor über 100 Jahren dar, die in der Ausstellung zu entdecken ist. Die Ausstellung präsentiert zwei Teile: In Zusammenarbeit mit dem LWL-Museum für Naturkunde zeigt Teil eins im Rahmen der Ausstellung „Vogelfänger, Venntüten und Plaggenstecher. Natur und Landschaft vor 100 Jahren“ das fotografische Schaffen Hermann Reichlings im Münsteraner Umland. Der vom Westpreußischen Landesmuseum erarbeitete zweite Teil stellt die theoretische Begründung der Naturdenkmalpflege durch Hugo Conwentz vor und lädt die Besuchenden dazu ein, die Gemeinsamkeit des Naturschutzes um 1906 und die Unterschiede zum heutigen Umweltschutz spielerisch zu explorieren.

Teil eins wurde von Dr. Bernd Tenbergen vom LWL-Museum für Naturkunde zusammen mit dem LWL-Medienzentrum kuratiert. Kuratorinnen Teil zwei sind Jutta Fethke und Dr. Gisela Parak.


Begleitprogramm:


Ab 30. Juli 2022, donnerstags 15 Uhr
Kuratorinnenführung durch die aktuelle Sonderausstellung
Jutta Fethke (Co-Kuratorin der Ausstellung)
Die Führung ist kostenfrei, der Museumseintritt beträgt 4,00 Euro
Termine:
30. Juni, 7. Juli, 14. Juli, 21. Juli, 28. Juli, 4. August, 11. August, 8. September, 15. September, 22. September, 29. September 2022


23. Juni 2022 ab18 Uhr
Ausstellungseröffnung „Mit Merkbuch, Denkschrift, Kamera: Zwei Pioniere des Naturschutzes in Preußen“
danach: Open-Air Konzert auf dem Museumsvorplatz. Das Duo „Le Flow“, die Sängerin Melanie Heizmann und der Gitarrist Markus Gahlen
Der Eintritt ist frei.


30. Juni 2022, 18 Uhr
Dr. Bernd Tenbergen (LWL-Museum für Naturkunde, Münster)
Von Vogelfängern, Venntüten und Plaggenstechern – Natur und Landschaft vor 100 Jahren.
(weitere Informationen)


21. Juli 2022, 18 Uhr
Prof. Dr. Frank Uekötter (University of Birmingham):
Was bleibt von Hugo Conwentz? Ein Vortrag über Geschichte und Gegenwart des Naturschutzes


08. September, 18 Uhr
Dr. Anna-Katharina Wöbse (Universität Gießen)
Der Blick auf das Lebendige: Naturschutz und Fotografie im 20. Jahrhundert


Ferienaktionstage im Westpreußischen Landesmuseum


Der Pirat kommt!
Dienstag, 28. Juni 2022, 10 bis 12 Uhr
Donnerstag, 07. Juli 2022, 14 bis 16 Uhr
Freitag, 05. August 2022, 10 bis 12 Uhr
Samstag, 06. August 2022, 10 bis 12 Uhr
Donnerstag, 13. Oktober 2022, 10 bis 12 Uhr
(weitere Informationen)


Workshops
Das Museum bietet zwei unterschiedliche dreitägige Workshops an. Diese finden jeweils von Montag bis Mittwoch, 8 bis ca. 13 Uhr im Westpreußischen Landesmuseum, Klosterstraße 21, 48231 Warendorf statt. Der Unkostenbeitrag für Material beträgt 5 Euro. Zielgruppe: Kinder und Jugendliche im Alter von 10 bis 13 Jahren
27.-29.6 Workshop 1: Fotosafari Natur
4.-6.7. Workshop 2: Als „Umweltblogger“ an die Ems
11.-13.7. Workshop 1: Fotosafari Natur
18.-20.7. Workshop 2: Als „Umweltblogger“ an die Ems
25.-27.7. Workshop 1: Fotosafari Natur
1.-3.8. Workshop 2: Als „Umweltblogger“ an die Ems
(weitere Informationen)