Die Einwohner von Marienburg aus der Sicht der ersten Fotografen

2. März – 2. Juni 2024

 

Die Fotografie glich vor mehr als 150 Jahren eher einer „Zeremonie“. Ein Foto entstand nicht sofort, sondern zunächst wurde das richtige Tageslicht gewählt. Für Familienaufnahmen ging man in das Fotoatelier. Dort gab es den richtigen Hintergrund, das passende Licht. Oft wurden der beste Anzug und das Sonntagskleid dazu angezogen. Was dazu gehörte, war sehr viel Geduld, denn bis der Blitz kam, gab es eine Zeit der Anspannung für alle und man versuchte, seinen Blick zu halten.

Neben die Personenfotografie trat die Landschafts- und Stadtfotografie. Die Motive bildeten dann auch Vorlagen für Ansichts- und Grußkarten. Im 19. und frühen 20. Jahrhundert kam es zu einem vermehrten Interesse an der alten Bausubstanz. Ein Beispiel dafür ist Marienburg mit der Burganlage. Das frühe Interesse an der Architektur mit den zahlreichen Fotodokumenten war in den vergangenen Jahrzehnten beim Wiederaufbau und der Restaurierung der Marienburg von unschätzbarer Bedeutung. Es waren diese Fotografien, die eine große Hilfe bei den Vorhaben bildeten. Auf der anderen Seite sind alte Fotografien auch Zeitzeugen, die den Blick in die Vergangenheit ermöglichen und die Entwicklungsstufen einer Stadt nachzeichnen.

In Marienburg waren bereits früh Fotografen ansässig, die hier ein Atelier oder Geschäft unterhielten, aber auch in Gaststätten ihr Können unter Beweis stellten. Mit ihren Werken tauchen wir in die Geschichte ein und somit in die Ausstellung.

Stereoskop zum Ausprobieren (Leihgabe von Chris Tettke, Ochtrup)

Die Ausstellung wurde vom Direktor des Muzeum Miasta Malborka/Marienburger Stadtmuseums, Tomasz Agejczyk in Zusammenarbeit mit Magdalena Oxfort (Kulturreferentin für Westpreußen, Posener Land und Mittelpolen) erstellt, realisiert und anlässlich des 5-jährigen Bestehens des Museums am 15. September 2023 in einer polnisch-deutschen Version eröffnet.
Nun ist das Marienburger Stadtmuseum zu Gast im Westpreußischen Landesmuseum. Aus Platzgründen sind die Ausstellungstafeln einsprachig und Fotos aus den Vitrinen wurden in die Tafeln integriert. Die Ausstellung spannt einen weiten Bogen: sie zeigt die Entwicklung der Fotografie, die in Marienburg ansässigen Fotografen seit den 1850er Jahren bis in die 1970er Jahre. Parallel dazu wird auch die Stadt bzw. die Burg Marienburg gezeigt, die den Wandel der Stadt in einem Zeitraum von über 100 Jahren dokumentiert.

Ergänzt werden die Ausstellungstafeln – wie im vergangenen Jahr in Marienburg geschehen – auch im Westpreußischen Landesmuseum durch Anschauungsobjekte, die die Geschichte der Fotoapparate und deren Zubehör, wie z. B. alte Fotoalben dokumentieren.

Hier konnte die Galerie Kunst(t)räume in Ochtrup für eine Zusammenarbeit gewonnen werden. Der Fotograf, Sammler und ehemalige Lehrer Chris Tettke, der seit Jahrzehnten alte Fotoapparate, Fotoalben und Fotografien seit der Erfindung der Fotografie durch Louis Daguerre 1840 sammelt, stellt mit seiner Frau Steffi Herrmann einen Querschnitt seiner Sammlung zur Veranschaulichung zur Verfügung.

Leihgaben von Chris Tettke, Ochtrup

Der Blick in die Welt der Fotografie und der Blick auf eine Stadt und deren Geschichte, Menschen und Besonderheiten durch die Kamera mit den Augen der Fotografen steht stellvertretend für andere Städte.
Jede Stadt hat hier ihre ganz eigene Geschichte zu erzählen, doch überall gab es Menschen, die sich dem Medium Fotografie widmeten.