Die Inklusensammlung von Otto Helm, Danzig
Bernstein ist ein Sammelbegriff für Millionen von Jahren alte (fossile) Baumharze. Die Harze wurden von unterschiedlichen Nadel- oder Laubbäumen und zu verschiedenen Zeiten der Erdgeschichte abgesondert. Sie erhärteten („versteinerten“) wahrscheinlich relativ rasch durch Verdunstung leichtflüchtiger Bestandteile, aber erst im Laufe von Jahrmillionen wurde schließlich aus Harz Bernstein. Sie alle haben eine wichtige Eigenschaft gemeinsam: unter günstigen Umständen sind sie über Jahrmillionen hin erhaltungsfähig.
Seit Jahrmillionen wird an den Küsten der Nord- und Ostsee Bernstein gefunden. Der wahre Ursprung vom „Gold des Meeres“ oder „Gold des Nordens“ ist der Ostseeraum, das Gebiet des „Baltischen Meeres“. So spricht man vom Baltischen Bernstein, um ihn von den vielen anderen auf der Erde vorkommenden Bernsteinarten zu unterscheiden.
Wie unsere heutigen Baumharze ist Baltischer Bernstein ein Gemisch von Kohlenstoff, Sauerstoff und Wasserstoff. Durchschnittlich finden sich 79 % C, 10,5 % O und 10,5 % H sowie geringe Mengen von Schwefel. Sein spezifisches Gewicht beträgt 1,05 – 1,2, seine Ritzhärte 2 – 2,5 der Mohs´schen Härteskala. Bernstein ist leicht entzündbar und brennt mit stark rußender Flamme. An Wolle gerieben lädt sich Bernstein elektrostatisch auf und zieht wie ein Magnet Papierschnitzel an.
Im Waldboden werden Baumharze unter dem Einfluss von Luftsauerstoff durch Oxidation und Austrocknung relativ schnell zerstört. Daher ist der wichtigste Schritt auf dem Weg zum Rohbernstein der Abtransport der Harze durch Flüsse in Seen oder ins Meer, wo sie vor diesen Verwitterungsprozessen geschützt sind. Der größte Teil der bisher bekannten Bernstein-Vorkommen befindet sich deshalb in Meeresablagerungen und damit bereits auf seiner zweiten, der sekundären Lagerstätte. Von der Existenz ehemaliger Bernsteinwälder zeugen nur noch die Harze ihrer Bäume.
Wo stand der baltische Bernsteinwald
Da man Baltischen Bernstein heute nicht mehr dort findet, wo die Harze einst entstanden und in den Waldboden gelangt sind, können keine genauen Angaben über die Lage der ehemaligen Entstehungsgebiete gemacht werden. Vermutlich erstreckten sich die Bernstein-Urwälder im frühen Tertiär vor ca. 50 Mill. Jahren über ein riesiges Areal, das sogenannte „Urfennoskandien“, ein gegenüber dem heutigen Skandinavien nach Süden vergrößertes
Festland. In dessen südlichen Küstenregionen wuchsen in subtropisch-tropischem Klima neben der Bernsteinkiefer, verschiedenen Palmen,
Magnolien und Sumpfzypressen auch einige heute heimische Bäume wie Eiche, Buche und Kastanie.
Das Alter des Baltischen Bernsteins
Altersbestimmungen an einzelnen Bernsteinstücken ist weder mit chemischen noch mit physikalischen Methoden möglich. Zur geologischen Datierung werden die in den bernsteinführenden Schichten enthaltenen Fossilien (Schnecken, Muscheln, Seeigel u. a.) herangezogen. Sie lassen auf ein Alter von 55 – 40 Millionen Jahren schließen.
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