Vortrag am 22. 02. 2018

Donnerstag, 22.02.2018, 18:00 Uhr


Prof. Dr. Winfrid Halder, Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus / Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf:

»Die „vergessene“ Front – Der Erste Weltkrieg im östlichen Europa 1914-1918«

 
 
Prof. Dr. Winfrid Halder

Prof. Dr. Winfrid Halder

Im kollektiven Gedächtnis der Deutschen hat der Erste Weltkrieg einen festen Platz. Allerdings ist meist nur die Erinnerung an die Westfront präsent: Die Schrecken des Grabenkrieges sind auch durch besonders wirkungsmächtige Bücher vielen noch immer gegenwärtig. Zu nennen sind hier etwa Erich Maria Remarques „Im Westen nichts Neues“ oder Ernst Jüngers „In Stahlgewittern“. Die einstigen Schlachtfelder bei Verdun oder an der Somme sind bis heute Anziehungspunkte für historisch interessierte Reisende. Das Jahr 2014 hat mit dem Gedenken an den Beginn des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren eine Fülle neuer Publikationen, anderer medialer Angebote und Ausstellungen zum Kriegsgeschehen im Westen mit sich gebracht.

Demgegenüber ist die Erinnerung an die Ostfront zwischen 1914 und 1918 weit weniger ausgeprägt. Wenn überhaupt wird noch an den überraschenden deutschen Sieg über russische Streitkräfte nahe des ostpreußischen Tannenberg (südlich des heutigen Olsztyn in Polen) im Spätsommer 1914 gedacht. Die folgenden Kampfhandlungen bis 1918 scheinen dagegen weitgehend vergessen zu sein – obwohl sie teilweise nicht minder heftig und verlustreich verliefen wie die „Materialschlachten“ im Westen. Und obwohl die strategische Bedeutung der Ostfront für den Gesamtverlauf und die Ergebnisse des Ersten Weltkriegs keineswegs geringer war als die der Westfront. Der Vortrag ist bestrebt, das beschriebene Ungleichgewicht ein Stück weit zu korrigieren.

Prof. Dr. Winfrid Halder studierte Geschichte und Politikwissenschaften in München und Freiburg. Nach dem Magister Artium (1989) wurde er 1992 als Stipendiat der Konrad-Adenauer-Stiftung bei mit der Dissertation Katholische Vereine in Baden und Württemberg, 1848–1914. Ein Beitrag zur Organisationsgeschichte des südwestdeutschen Katholizismus im Rahmen der Entstehung der modernen Industriegesellschaft zum Dr. phil. promoviert. Von 1993 bis 2003 war Halder wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Technischen Universität Dresden. 1999 habilitierte er sich dort mit der Arbeit Modell für Deutschland. Wirtschaftspolitik und Wirtschaftsverwaltung in Sachsen 1945–1948. Ein Beitrag zur Geschichte der Sowjetischen Besatzungszone in Deutschland. Von 2003 bis 2007 war er Vertretungsprofessor und Lehrbeauftragter an der TU Dresden und der HTWK Leipzig. Seit 2006 ist er Direktor der Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus in Düsseldorf und Lehrbeauftragter am Historischen Seminar der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf.