Zur Befriedigung einer künstlerischen Neigung des Kaisers

Donnerstag, 24.03.2021, 18:00 Uhr

Die Königlichen Majolika-Werkstätten Cadinen

Referent: Dr. Jörn Barfod, Ostpreußisches Landesmuseum

Vortrag von Dr. Jörn BarfodCadiner Keramik gehört zu den namhaften Besonderheiten ostpreußischer Kulturgeschichte. Auf seinem Gutsbetrieb in Cadinen am Frischen Haff, nahe Elbing, ließ Kaiser Wilhelm II. in einer bestehenden Ziegelei eine Kunstkeramikmanufaktur 1902-04 einrichten. Er folgte damit einer gegen 1900 verbreiteten Modeliebhaberei für „Majolika“ – Gefäße, vergleichbar etwa der Karlsruher Majolika. Er ließ auch für den Architekturbereich kunstkeramische Bauzier herstellen nach Entwürfen bekannter Architekten. In Repräsentationsbauten, Geschäftshäusern und Villen fanden die Baukeramiken um 1905-14 Eingang. In der Förderung dieser Keramiken nach historistischem Stil sah Wilhelm II. eine pädagogische Aufgabe, zur Geschmacksbildung des Volkes beizutragen.

Die Verwendung der Cadiner Keramik war oft auch ein sichtbares Bekenntnis zum Kaiser und zur Monarchie. Nicht zufällig zeigt die Manufakturmarke Cadinens die Kaiserkrone. Dies blieb auch nach 1920 so.

In den 1920er und 30er Jahren setzte sich die Produktion der Cadiner Keramik fort. Selbst vom Exil in den Niederlanden aus überwachte und genehmigte Wilhelm weiterhin die Entwürfe für die Produktion. Allerdings musste jetzt gewinnorientiert gearbeitet werden. Damit änderte sich der Stil der Stücke zum Aktuelleren. Allerdings vermied man allzu experimentelle Richtungen. Zeitlos wirkt daneben der Verkaufserfolg der späten Produktionsperiode, die Tierplastik ab Anfang der 30er Jahre. Mit Kriegsende 1945 endete auch die Cadiner Keramikproduktion.
Der Vortrag schildert die Cadiner Keramik anhand vieler Lichtbilder.

Dr. Jörn Barfod hat Kunstgeschichte, Volkskunde, Ur- und Frühgeschichte in Kiel und Wien studiert, Promotion 1984. Er ist langjähriger Kustos am Ostpreußischen Landesmuseum, Lüneburg, hat zahlreiche Schriften, vornehmlich zur Kunst- und Kulturgeschichte, veröffentlicht und gilt als einer der besten Kenner der aus Cadinen stammenden Majolika.