Projekte des Kulturreferates für Westpreußen,
Posener Land und Mittelpolen
September 2024 bis Dezember 2024
Bildungsreise: Die Stadt Danzig im Wandel der Jahrhunderte
29. September 2024 bis 5. Oktober 2024
Danzig stellt ein beeindruckendes Beispiel für gelungenen Wiederaufbau und moderne Denkmalpflege dar. Die Altstadt, die in ihrer historischen Pracht erstrahlt, zieht jeden Besucher in ihren Bann. Besonders hervorzuheben ist die gotische Marienkirche, die Platz für bis zu 25.000 Menschen bietet. Auch das Rechtstädter Rathaus und der prachtvolle Artushof mit seiner Renaissance-Fassade erwecken den Eindruck, als wären sie nie von Zerstörung betroffen gewesen. Die Dluga-Straße wurde nach einem historischen Bild von 1750 wiederhergestellt. Das Renaissance-Rathaus im holländischen Stil, die alten Stadttore und das ikonische Krantor aus dem 15. Jahrhundert stehen wieder an ihren ursprünglichen Standorten. Bereits in den ersten Jahrhunderten vor Christus ist die Besiedlung der heutigen Region Danzig dokumentiert. Die Goten lebten teilweise an der Weichselmündung, während baltische Stämme Ackerbau betrieben und Bernsteine abbauten. Die Gründung Danzigs geht auf das 10. Jahrhundert zurück, und die Stadt erlebte ihre Blütezeit mit dem Beitritt zur Hanse im 14. Jahrhundert. Nach dem Thorner Frieden wurde Danzig Teil Polens und entwickelte sich zur Königsstadt. Wie viele polnische Städte durchlebte Danzig eine wechselvolle Geschichte, die in der nahezu vollständigen Zerstörung während des Zweiten Weltkrieges gipfelte.
Vom 29. September 2024 bis 5. Oktober 2024 veranstaltet das Kulturreferat für Westpreußen, Posener Land und Mittelpolen eine Studienreise nach Danzig, an der interessierte MultiplikatorInnen aus Warendorf, Münster und Umgebung teilnehmen. Ziel dieser Reise ist es, die tausendjährige Geschichte Danzigs durch Besichtigungen zahlreicher Museen sowie kultureller und architektonischer Denkmäler zu erkunden. Die Teilnehmerinnen werden von den LeiterInnen der jeweiligen Institutionen begleitet, die mit detaillierten Führungen einen tiefen Einblick in die Geschichte der Danziger Baudenkmäler bieten. Zu den Höhepunkten der Reise zählen Besuche des Artushofes, des Uphagenhauses, des Alten Rathauses am Langen Markt und des Nationalmuseums. Besonders hervorzuheben ist die Führung durch das Bernsteinmuseum, das 2021 aus dem Stockturm und der darin befindlichen Peinkammer in die eigens umgebaute und sanierte Alte Mühle umgezogen ist.
Ein zentraler Aspekt der Reise wird die Auseinandersetzung mit den Themen Heimat, Flucht und Vertreibung sein. Im Rahmen des Archivierungs- und Digitalisierungsprojekts „Erinnerungen an Danzig“ werden die Teilnehmerinnen die Erlebnisgeneration in Danzig kennenlernen. Gespräche und Diskussionen mit der Danziger Deutschen Minderheit sowie mit Mitgliedern des Bundes der Vertriebenen sind ebenfalls geplant. Ein besonders wichtiger Schwerpunkt wird die Solidarnosc-Bewegung sein. Die Reiseteilnehmerinnen werden das Zentrum der Solidarnosc besuchen, wo sie mehr über die Geschichte und den Einfluss dieser bedeutenden Bewegung auf die polnische Gesellschaft erfahren können. Zudem wird ein Besuch der historischen Werft, in der die Solidarnosc ihren Ursprung hatte, einen tiefen Einblick in die Wurzeln und die Entwicklung der Arbeiterbewegung bieten. Ein weiterer Höhepunkt der Studienreise wird der Besuch des nahegelegenen Kurorts Zoppot (Sopot) sein. Zoppot ist bekannt für seine wunderschönen Strände, die lange Seebrücke und die charmante Promenade, die zum Flanieren einlädt. Der Kurort hat eine reiche Geschichte als beliebtes Ziel für Erholungssuchende und bietet eine Vielzahl von Wellness- und Freizeitmöglichkeiten. Die Teilnehmerinnen werden die Gelegenheit haben, die beeindruckende Architektur der Stadt zu erkunden, darunter das berühmte „Krummes Haus“ und die elegante Strandpromenade. Zoppot ist nicht nur ein Ort der Entspannung, sondern auch ein kulturelles Zentrum mit zahlreichen Veranstaltungen und Festivals, die das ganze Jahr über stattfinden.
Der Vorstand des Bundes der Danziger e.V. arbeitet derzeit an einem Programm für die Studienreise, das Stadt- und Museumsführungen umfasst. Ein Treffen im Generalkonsulat ist bereits festgelegt. Zudem wurden Gespräche mit den Verantwortlichen der Museen der Stadt Danzig und der Deutsch-Polnischen Gesellschaft e.V. angefragt.
Vortrag: „Auf eine bessere Zukunft hoffend. Von Galizien nach Berlin“
14. November 2024, 18.00 Uhr, Westpreußisches Landesmuseum
Harald Schäfer, Anna-Elisabeth-Balde Stiftung, Gersfeld
Regionale Kulturlandschaften unterscheiden sich in der Regel in ihrer kulturgeschichtlichen Entwicklung und in der Ausprägung ihrer regionalen kulturellen Besonderheiten, einschließlich regionaler kultureller Traditionen. Erfahrungen wie der Verlust der Heimat, die Ankunft in einer fremden Welt, ein erzwungener Neuanfang und wirtschaftlicher Aufbau sind europäische Erfahrungen.
Galizien – eine der drei Teilungsgebiete Polens – war eine Region im Osten Europas, die in ihrer Geschichte besonders von Abwanderung, Armutsmigration, Vertreibung und Umsiedlung geprägt war. Die Betrachtung und das Begreifen von Flucht, Migration und Vertreibung als örtlich und zeitlich nicht eingrenzbares und damit permanentes Phänomen ist auch Aufgabe der historisch-kulturellen Bildung im Sinne des § 96 BVFG.
Berlin ist ein „lebendiges Museum“ der Präsenz von Deutschen aus den Siedlungsgebieten der Deutschen aus Polen der Zweiten Polnischen Republik. Die vielfältige Präsenz eben dieser Deutschen im Straßenbild von Berlin (sei es durch Gedenktafeln, Straßen – oder Platzbezeichnungen, Ehrengräber und vieles mehr zeugen von der erheblichen kulturellen, ökonomischen, wissenschaftlichen oder religiösen Vielfalt der Stadt, zu der auch deutsche Zuwanderer und Zuwanderinnen aus Galizien beigetragen haben. Diese Präsenz gilt es wieder bekannter zu machen. Zudem kann auch eine tragische Tagesaktualität gezogen werden: seit dem russischen Überfall auf die Ukraine 2022 (Ostgalizien) suchen viele Kriegsflüchtlinge – wie zur Zeit des Ersten Weltkrieges, als zaristische Truppen Teile von Galizien besetzten – Zuflucht und Schutz auch in Berlin.
Dieser Vortrag soll unter anderem an Personen wie Billy Wilder, Elisabeth Bergner, Mascha Kaleko, Alexander Granach, Julius Leiser erinnern, die in Galizien geboren und in Berlin ihre Karriere begonnen haben. 2024 veröffentlicht die Anna-Elisabeth-Balde Stiftung eine gleichnamige Publikation mit einem Umfang von 240 Seiten im Universitätsverlag Göttingen, in der die Biografien der oben genannten Personen, aber auch der historische Kontext beleuchtet werden soll.
Harald Schäfer ist in der historisch-politischen Bildungsarbeit (Schwerpunkt Osteuropa) hauptberuflich tätig. Außerdem ist er Mitglied des Rates des Deutsch-Polnischen Jugendwerkes, Mitglied der Arbeitsgruppe Schülerwettbewerb „Die Deutschen und ihre östlichen Nachbarn“ der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung, Mitglied der „Kommission für die Geschichte der Deutschen in Polen“ des Herder-Institutes in Marburg und Mitglied des Landesbeirates für Vertriebenen- und Flüchtlingsfragen von 1984-2004. Darüber hinaus ist Schäfer Kulturpreisträger der Landsmannschaft Weichsel-Warthe und 28 Jahre ehrenamtliches Mitglied des Magistrates der Stadt Gersfeld, davon 15 Jahre als 1. Stadtrat.
WarendorferWeihnachtsPlätzchen 2024
Adventsmarkt im Westpreußischen Landesmuseum
8. Dezember 2024 (2. Advent), 14.00 bis 18.00 Uhr
In bereits bekannter Tradition wird das Kulturreferat für Westpreußen, Posener Land und Mittelpolen gemeinsam mit dem Westpreußischen Landesmuseum und mit Kultur- und Kunstschaffenden am zweiten Advent 2023 von 13.00 Uhr bis 18.00 Uhr in die östliche Altstadt Warendorfs einladen. Dort werden den Besucherinnen und Besuchern jeden Alters sowohl kulinarische und unterhaltsame als auch kreative Leckerbissen geboten.
Im Kreuzgang des Westpreußischen Landesmuseums wird der vom Kulturreferat ausgerichtete Adventsmarkt stattfinden. Einwohner aus dem Kreis Warendorf, die Landmannschaften und die Mitglieder des Bundes der Vertriebenen NRW werden weihnachtliches Kunsthandwerk, darunter auch Holz und Keramikarbeiten, ostdeutsche Traditionen und andere Erinnerungen aus ihrer Heimat präsentieren. Bei geselliger Runde mit Gebäck, Spezialitäten und Feinkost, Kuchen und Getränken aus Schlesien, Pommern und Westpreußen soll in den Räumlichkeiten des Museums Weihnachtsstimmung für Erwachsene und Kinder aufkommen. Dabei sollen auch traditionelle Weihnachtslieder aus den entsprechenden Regionen gemeinsam gesungen werden.