„Alle sind für Polen“.
Die ‚polnische Welle‘ im westdeutschen Ausstellungsbetrieb der 1960er Jahre. Zwischen Kulturerlebnis und Politmanövern.

Donnerstag, 9. Februar 2023, 18 Uhr
Vortrag: Dr. Regina Wenninger

Polnische Gegenwartskunst wurde in den späten 1950er und 1960er Jahren zu einer festen Größe im westdeutschen Ausstellungsbetrieb. Während die politische

Dr. Regina Wenninger Foto: Kirsten Sonnemann

Dr. Regina Wenninger
Foto: Kirsten Sonnemann

Annäherung zwischen Polen und der Bundesrepublik Deutschland nur schleppend vorankam, gediehen zivilgesellschaftliche und kulturelle Kontakte in diesen Jahren umso mehr. Der westdeutsche Kulturbetrieb erlebte damals eine regelrechte „polnische Welle“, auch in Form zahlreicher Ausstellungen polnischer Gegenwartskunst. Der Vortrag beleuchtet das Phänomen anhand ausgewählter Beispiele und geht dabei insbesondere auf die Hintergründe und Entstehungsumstände der Ausstellungen ein. Deutlich werden dabei die Verflechtungen unterschiedlicher Interessen unterschiedlicher Akteure hinter den Kulissen sowie die ambivalente Stellung der Ausstellungskooperationen zwischen Politik und Kultur, Steuerung und Eigendynamik, offizieller und inoffizieller Ebene. Dies wirft auch grundsätzliche historiografische Fragen zur Interpretation polnisch-westdeutscher Kulturbeziehungen der Nachkriegszeit auf. Der Vortrag beschließt das Begleitprogramm zur Sonderausstellung „Glanzlichter. Polnische Kunst aus dem Kunstmuseum Bochum“.

Dr. Regina Wenninger ist promovierte Philosophin und Kunsthistorikerin. Bis 2019 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentralinstitut für Kunstgeschichte in München und ist heute als freie Lektorin und Wissenschaftlerin tätig. Zu ihren Forschungsinteressen zählen die deutsch-polnischen Kulturbeziehungen der Nachkriegszeit in ihren zeithistorischen Zusammenhängen. Zuletzt ist von ihr erschienen:
Die Kunst der Stunde. Polnische Kunstausstellungen in der BRD 1956–1970
(Köln u.a. 2021).