Die Idealisierung und Fixierung des „Westpreußen“-Bildes der Kaiserzeit seit dem Untergang der Provinz (1919/20)

Samstag, 30.11.  16 Uhr

 

 

Die aktuelle Sonderausstellung des Westpreußischen Landesmuseum veranschaulicht zum einen, wie kraftvoll sich gerade die preußische Provinz „Westpreußen“ ab 1878 auf den Weg in die Moderne macht. Zum anderen lässt sie aber auch die Schattenseite dieser Entwicklung, das rapide Anwachsen nationaler Konflikte und der Diskriminierung von Minderheiten, deutlich werden.

Als die Provinz nach dem Ausbruch des „Vulkans“ untergegangen war, zeigte sich, welch großes Beharrungsvermögen jenem nationalistischen – wenn nicht chauvinistischen – Konzept von „Westpreußen“ zukam: Auf das Bemühen, den Namen wenigstens noch auf den Landkarten zu bewahren, folgte 1939 die tatsächliche „Wiederherstellung“ des „deutschen“ Territoriums in Gestalt des nationalsozialistischen „Reichsgaus Danzig-Westpreußen“.

Nach der Flucht und Vertreibung der Deutschen war es schließlich die Landsmannschaft Westpreußen, die sich in diese Tradition einschrieb und die Region bis heute – und nicht zuletzt durch das „Westpreußisches Landesmuseum“ – im Bewusstein der Öffentlichkeit zu verankern sucht. Der problematische Weg, der in diesem Vortrag nachgezeichnet und erläutert werden soll, endet somit in gewisser Weise unmittelbar vor Ort in Warendorf.

 

Prof. em. Dr. Erik Fischer lehrte bis zum Herbst 2014 Musik- und Medienwissenschaft an der Universität Bonn. 2005 Mitbegründer und (bis 2012) erster Sprecher des dortigen Zentrums für Kulturwissenschaft/Cultural Studies. Er ist Vorsitzender der „Westpreußischen Gesellschaft“ und Redaktionsleiter der Zeitschrift „Westpreußen“.