Donnerstag, 08.03.2018, 18:00 Uhr
Prof. Dr. Winfrid Halder, Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus / Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf:
»Von Verdun nach Versailles – Die Endphase des Ersten Weltkriegs 1916-1918 / 20«
Ende 1916 sah sich die deutsche Führung damit konfrontiert, dass das strategische Konzept, das seit Jahresbeginn mit der Eröffnung der Schlacht um das französische Festungssystem nahe des lothringischen Städtchens Verdun verfolgt worden war, gescheitert war. Ein Sieg über die französische Armee konnte nicht erzwungen werden, trotz der gewaltigen Verluste, die beide Seiten erlitten hatten. Der Ausgang des Krieges, von dessen Kürze alle Beteiligten bei seinem Ausbruch im Sommer 1914 überzeugt gewesen waren, war mehr als zwei Jahre später völlig offen.
Weitere zwei Jahre später lag nicht Frankreich, das Ende 1916 unmittelbar vor dem militärischen Zusammenbruch stand, am Boden, sondern das damalige Deutsche Reich. Obwohl die deutschen Streitkräfte auf dem östlichen Kriegsschauplatz einen vollständigen Erfolg über Russland erkämpft hatten, der im harten Friedensvertrag von Brest-Litowsk (03. März 1918) seinen Niederschlag fand, ging der Krieg insgesamt verloren. Das hatte mit strategischen Fehlentscheidungen auf deutscher Seite zu tun, die nicht zuletzt dazu führten, dass die Vereinigten Staaten von Amerika zum ersten Mal in der Geschichte seit April 1917 in einen militärischen Konflikt auf dem europäischen Kontinent eingriffen. Das war aber auch mitbedingt durch die oft vernachlässigten Entwicklungen bei den deutschen Bündnispartnern, vorzugsweise der österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie.
Gegenüber dem Sommer 1914 hatte sich mit den Friedenschlüssen von 1919 in Versailles und in Trianon und 1920 in St. Germain nicht allein die politische Landkarte Europas grundlegend verändert, auch die globale Machtverteilung hatte sich mit enorm weitreichenden Konsequenzen verschoben: Das Ende des Ersten Weltkrieges begründete auch die das gesamte restliche 20. Jahrhundert prägende globale Machtkonkurrenz zwischen den USA und der seit 1917 geschaffenen Sowjetunion.
Prof. Dr. Winfrid Halder studierte Geschichte und Politikwissenschaften in München und Freiburg. Nach dem Magister Artium (1989) wurde er 1992 als Stipendiat der Konrad-Adenauer-Stiftung bei mit der Dissertation Katholische Vereine in Baden und Württemberg, 1848–1914. Ein Beitrag zur Organisationsgeschichte des südwestdeutschen Katholizismus im Rahmen der Entstehung der modernen Industriegesellschaft zum Dr. phil. promoviert. Von 1993 bis 2003 war Halder wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Technischen Universität Dresden. 1999 habilitierte er sich dort mit der Arbeit Modell für Deutschland. Wirtschaftspolitik und Wirtschaftsverwaltung in Sachsen 1945–1948. Ein Beitrag zur Geschichte der Sowjetischen Besatzungszone in Deutschland. Von 2003 bis 2007 war er Vertretungsprofessor und Lehrbeauftragter an der TU Dresden und der HTWK Leipzig. Seit 2006 ist er Direktor der Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus in Düsseldorf und Lehrbeauftragter