Donnerstag, 10.09.2020, 18:00 Uhr, Eintritt: 2,50 €
Dr. David Skrabania,
Oberschlesisches Landesmuseum Ratingen:
„Zwischen Aufstand, Plebiszit und Teilung.
Alltag in Oberschlesien 1919 bis 1922“
Das Kriegsende 1918, der Zerfall der alten Imperien und die damit zusammenhängende staatliche Neuordnung Ostmitteleuropas betrafen in hohem Maße auch die preußischen Ostprovinzen. Aufgrund seiner multiethnischen Bevölkerungszusammensetzung, Grenznähe zum wiedererstandenen polnischen Staat und seiner wirtschaftlichen Bedeutung wurde Oberschlesien zu einem der Zentren der politischen und militärischen Auseinandersetzungen jener Zeit. Bewaffnete Kämpfe zwischen paramilitärischen Einheiten, aggressiv geführte Propaganda auf den Straßen und grobe politische Gefechte heizten die Stimmung im Vorfeld des Plebiszits und auch danach an und trieben einen Keil durch die oberschlesische Gesellschaft, der bisweilen sogar innerhalb von Familien zu Zwietracht und Zerwürfnis führte. Daneben ging das alltägliche Leben weiter: die Familie musste ernährt und das Dach über dem Kopf gesichert, die Arbeit getan und die Schule besucht werden. Die Mobilität zwischen Stadt, Industriedorf und Land war immens erschwert. Der politische Druck auf den einfachen Bürger wuchs stetig und machte den behördlichen Gang genauso schwer, wie den alltäglichen Einkauf. Der Bildvortrag beleuchtet das Alltagsleben der oberschlesischen Bevölkerung zu einer Zeit, als die Region in den Blick der gesamten Welt geriet und hier Entscheidungen und Ereignisse von weltpolitischer Bedeutung fielen.
Dr. David Skrabania ist Kulturreferent für Oberschlesien bei der Stiftung Haus Oberschlesien in Ratingen. Geboren 1981 in Tarnowskie Góry (Tarnowitz) ist er Historiker, Übersetzer und Dolmetscher. Im Jahr 2019 erschien seine Dissertation unter dem Titel „Keine Polen? Bewusstseinsprozesse und Partizipationsstrategien von Ruhrpolen zwischen der Reichsgründung und den Anfängen der Weimarer Republik“. Er arbeitete an zahlreichen Projekten zur (Migrations-) Geschichte des Ruhrgebiets, Oberschlesiens und ethnisch-kultureller Grenzräume in Ostmitteleuropa mit, verfasste und übersetzte zahlreiche wissenschaftliche und populärwissenschaftliche Aufsätze und Publikationen anderer Art und war im Rahmen von Stipendien bei mehreren Museen und kulturellen Einrichtungen tätig. Seit November 2019 ist Dr. Skrabania als Kulturreferent am Oberschlesischen Landesmuseum in Ratingen-Hösel tätig.