Vortrag am 17. 03. 2016

Donnerstag, 17.03.2016, 19:00 Uhr, im Rahmen der aktuellen Sonderausstellung „Backsteinarchitektur im Ostseeraum – Neue Perspektiven der Forschung“


Prof. Dr. Matthias Müller
„Caspar David Friedrichs architektonische Visionen – Mittelalterliche Backsteinkirchen in der Landschaftsmalerei der Romantik“

 

In seinem Vortrag widmet sich Prof. Dr. Matthias Müller (Johannes Gutenberg-Universität Mainz) den romantischen Landschaftsbildern Caspar David Friedrichs von einer bislang wenig beachteten Seite, indem er nach Friedrichs Wahrnehmung und Verständnis mittelalterlicher Backsteinarchitektur fragt. Obwohl in Caspar David Friedrichs berühmten Landschaftsbildern oftmals gotische Backsteinkirchen und Klosterruinen den Mittelpunkt bilden oder als Hintergrundstaffage dienen, hat sich die Forschung bislang nur wenig mit der Art und Weise beschäftigt, in der Friedrich die Architektur der Backsteinkirchen zur Darstellung brachte. Dabei erweisen sich seine gemalten Bauwerke bei näherer Betrachtung als weitgehende Fiktionen, die mit der Realität der gebauten Backsteinarchitektur nur wenig gemeinsam haben, sondern eher als Sinnbilder verstanden werden sollten. Dafür dienten Friedrichs gemalte gotische Kirchen im 19. Jahrhundert als Vorbilder für die Neugotik, beispielsweise eines Karl Friedrich Schinkel, und wurden so aus der Fiktionalität der Malerei in die Realität der gebauten Architektur Preußens übertragen.

Prof. Dr. Matthias Müller (geb. 1963) studierte Kunstgeschichte, Christliche Archäologie, Byzantinische Kunstgeschichte und Neuere deutsche Literatur in Marburg, Berlin und Hamburg. Er promovierte 1995 mit einer Arbeit über die Marburger Elisabethkirche. Seine Habilitation widmete er 2001 der herrschaftlichen Metaphorik im Schlossbau. Seit 2006 ist er als Professor für Kunstgeschichte mit Schwerpunkten im Mittelalter und in der beginnenden Frühen Neuzeit und geschäftsführender Institutsleiter am Institut für Kunstgeschichte und Musikwissenschaft der Johannes Gutenberg-Universität Mainz tätig.